Es ist eigentlich eine gute Sache, wenn eine Stadtverwaltung Geld in die Hand nimmt, um Strassen und unterirdische Rohrleitungen sanieren zu lassen. Im Fall der Pohnsdorfer Strasse in Preetz jedoch gerieten die Bauarbeiten und die damit verbundenen Sperrungen zu einem Ärgernis, dass sich durch zahlreiche Probleme zwischen Bauherr und Baufirma noch verstärkte.
Was war passiert:
Der Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr (LBV) in Rendsburg, der Abwasserzweckverband und die Stadt Preetz stellten fest, dass als die Landesstraße festgelegte Pohnsdorfer Strasse marode und damit dringend sanierungsbedürftig war. Eine Auflistung aller nötigen Arbeiten und ein Zeitplan wurden festgelegt und von Seiten der Stadt Preetz als öffentlicher Auftrag ausgeschrieben. Die LBV als Betreiber der Straße wählte die Firma Groth GmbH Fehmarn als durchführende Baufirma für den 2-Millionen-Etat aus und die Bauarbeiten begannen im März mit dem Hinweis auf ein Ende im Dezember. Nur wenige Wochen nach Beginn der ersten Bautätigkeiten ging die Groth GmbH Fehmarn in die Insolvenz und die Baustelle lag brach. Da das zweite Angebot der ersten Ausschreibung einen erheblich höheren Preis vorsah, entschieden die drei bauleitenden Gruppen, der Firma Groth & Co. (GmbH & Co. KG) aus Pinneberg zu den selben Konditionen den Zuschlag für die Weiterführung des Bauprojekts zu geben.
Nach Angaben der Stadtverwaltung habe die neu beauftragte Baufirma im Nachhinein versucht, Leistungen zusätzlich in Rechnung zu stellen, die ihrer Meinung nach durch die Ausschreibung und die Zusage abgedeckt waren. Die Baufirma hingegen spricht davon, dass die von der Stadt vorgesehene Verfahrensweise für die Pohnsdorfer Strasse nicht geeignet gewesen sei, da bereits nach kurzer Zeit erneut Schäden auftreten könnten. Auch konnte man sich nicht darüber einigen, in wie weit die betroffenen Straßenteile halbseitig oder komplett für den Autoverkehr gesperrt werden müssten, um die Bauarbeiten durchzuführen.
Ein Schlichtungsgespräch am 26. September verlief ohne Ergebnis und am 2. Oktober informierte der Preetzer Bürgermeister Wolfgang Schneider die Anwohner mit einem offenen Brief darüber, dass der Vertrag mit der Baufirma Groth aus Pinneberg mit sofortiger Wirkung gekündigt sei, da „es aus Sicht der der Auftraggeber nicht zu vertreten (sei), öffentliche Mittel für ungerechtfertigte Forderungen einzusetzen.“ Er bat um Verständnis für die Entscheidung der Bauträger.
Im Laufe des Oktobers wurden die Gerätschaften der Firma entfernt und die Beschilderung teilweise abgenommen, ein Stück der Strasse zumindest für den Personenverkehr wieder freigegeben. Trotzdem blieb der große Stau vom Garnkorb bis in den Hufenweg, der sich in diesem „Nadelöhr“ teilweise bis zur katholischen Kirche (Kleine Hufe) hochstaute. Inzwischen können die Autofahrer jedoch aufatmen: Im Gespräch mit Bürgermeister Schneider teilte er dem Preetz Journal mit, dass quasi als „Sofortmaßnahme“ die Pohnsdorfer Straße am 11. November asphaltiert und am 12. November ab 10:30 Uhr für den Verkehr zwischen der Ostlandstraße und der Kieler Straße zum Winter befahrbar freigegeben werden konnte. „Die Baustelle am Ortsausgang wird aktuell ausgebaut; dazu werden Strom- und Telefonkabel verlegt. Anschließend soll noch in diesem Monat die Straße ebenfalls asphaltiert werden. Die Bauarbeiten verlaufen gut, auch wenn die Kabel im Untergrund einige Probleme bereiten.“
Wie es nun weiter geht? „Wir bereiten für das kommende Jahr die Ausschreibung für die Restarbeiten aus und werde nach dem Winter zügig an der Fertigstellung arbeiten. Wir planen, je nach Winterverlauf, den Baubeginn für Ende März und wollen die gesamte Straße im Sommer fertig stellen“, so Schneider optimistisch. Neben der offiziellen Internetseite der Stadt Preetz gibt es nun auch einen Webauftritt des Bürgermeisters, auf dem er Stellung zu den dringendsten Fragen der Bürger nimmt.
Die Preetzer können nun zumindest im Winter wieder ohne Stau durch ihre Stadt fahren. Wer welche Kosten übernehmen muss, ob sich die Vertragsparteien vor Gericht treffen und ob man die allgemeine Vergabepraxis, im Wahlfall das günstigste Angebot zu nehmen, grundlegend überdacht werden muss. Doch das ist kein reines Preetzer Problem. Die Bewohner der Stadt und der umliegenden Gemeinden nehmen das Geschehen teilweise mit Galgenhumor. Auf der Internetplattform Facebook hat sich bereits eine Gruppe mit dem Namen „Blaumilchkanal“ gegründet (basierend auf der Geschichte des Satirikers Kishon über eine zweckentfremdete Baustelle), die sich über den jeweiligen Stand der Bauarbeiten und veröffentlichten Informationen austauscht.